Wasserstoff: Zentraler Baustein auf dem Weg in die klimaneutrale Stahlproduktion
Für den Weg in eine klimaneutrale Stahlindustrie ist Wasserstoff unverzichtbar. Besonders in der Primärstahlerzeugung lässt sich durch den Einsatz des Energieträgers ein Großteil der CO2-Emissionen einsparen. Dabei hat die Stahlindustrie im Vergleich zu anderen potenziellen Einsatzsektoren die größte Klimaschutz-Wirkung. So lassen sich pro Tonne eingesetztem klimaneutralen Wasserstoff 28 t CO2 einsparen.
Die Stahlindustrie ist in der Lage, durch Investitionen in neue Produktionsverfahren klimaneutralen Wasserstoff bereits vor 2030 einzusetzen und damit hohe CO2-Einsparungen zu erzielen. Auf diese Weise kann sie einen erheblichen Beitrag zur Erfüllung des Klimaziels für 2030 leisten.
Wasserstoffeinsatz: CO2-Reduktionspotenzial im Branchenvergleich
*Mittelwert Potenziale heute und 2050
Quelle: Berechnungen der WV Stahl, unter Einholung einer Stellungnahme des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT
Wasserstoffeinsatz technologieoffen ermöglichen
Der Einsatz von grünem Wasserstoff in der Stahlindustrie hängt auch davon ab, wie schnell der Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft in Deutschland und Europa gelingt. Es ist bereits heute deutlich, dass auf absehbare Zeit nicht ausreichend grüner Wasserstoff zur Verfügung stehen wird. Daher sollten die regulatorischen Rahmenbedingungen so gesetzt werden, dass er vor allem in jene Bereiche gelenkt wird, in dem er – wie beim Stahl – unverzichtbar ist und das größte CO2-Vermeidungspotenzial bzw. die größte CO2-Vermeidungseffizienz besitzt. Zudem müssen für den Übergang technologieoffen auch andere Erzeugungsarten wie blauer oder türkiser Wasserstoff genutzt werden.
Für den Einstieg können übergangsweise in den neuen Stahlerzeugungsverfahren auch durch den Einsatz des wasserstoffreichen Erdgases erhebliche CO2-Minderungen erzielt werden. Hierdurch lassen sich gegenüber der Hochofen-Konverter-Route bereits rund zwei Drittel der Emissionen einsparen. Der klimaneutrale Wasserstoff kann entsprechend seiner Verfügbarkeit flexibel eingebunden werden und das Erdgas kontinuierlich substituieren.
Wasserstoffwirtschaft: Wettbewerbsfähigkeit sichern
Die Stahlindustrie macht damit ein attraktives Angebot für den Klimaschutz durch den Einsatz von Wasserstoff. Als großer Nachfrager mit der Fähigkeit zur flexiblen und schnellen Aufnahme kann die Stahlindustrie ein entscheidender Treiber für den Aufbau und Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft sein. Voraussetzung dafür ist, dass der erforderliche politischen Rahmen zeitnah geschaffen wird.
Da die Kosten der wasserstoffbasierten Produktionsverfahren noch erheblich über denen der etablierten Produktionsverfahren liegen, müssen zudem im Rahmen der Umsetzung der nationalen Wasserstoffstrategie politische Maßnahmen und Instrumente auf den Weg gebracht werden, die nachhaltige Geschäftsmodelle für diese Investitionen ermöglichen.
Fakten zum Wasserstoffeinsatz in der Stahlindustrie:
- 28 t CO2 lassen sich je Tonne klimaneutraler Wasserstoff in der Stahlindustrie einsparen.
- Allein zwei Drittel der CO2-Einsparungen lassen sich gegenüber dem Hochofenprozess durch den Einsatz von Erdgas in der Direktreduktion erzielen.
- Durch die Umstellung eines Drittels der Primärstahlproduktion bis 2030 lassen sich CO2-Einsparungen von bis zu rund 30 Prozent gegenüber 2018 erzielen, was rund 16 Mio. t CO2 / a entspricht. Dazu sind 600.000 Tonnen klimaneutraler Wasserstoff erforderlich.
- Wird bis 2030 zunächst ein Anteil an klimaneutralem Wasserstoff von nur 35 Prozent eingesetzt und durch Erdgas ergänzt, sind 200.000 Tonnen Wasserstoff erforderlich. Es lassen sich auf diese Weise CO2-Einsparungen von 25 Prozent erzielen, was ca. 13 Mio. t CO2 entspricht.
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