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Ein mehrstöckiges Gebäude im Rohbau bei Sonnenuntergang. Gerüste und Sicherheitsnetze umgeben die Baustelle, und Bauarbeiter sind auf den oberen Etagen sichtbar. Rechts spiegelt eine Glasfassade das Licht und die Umgebung wider.

LESS: Kennzeichnungs­system

Das LESS-Kennzeichnungssystem setzt sich aus mehreren Elementen zusammen. Auf dieser Seite finden Sie hierzu weiterführende Informationen.

Das LESS-System setzt sich aus mehreren Elementen zusammen: Konkret wird durch eine Klassifizierungsskala im Kennzeichnungssystem veranschaulicht, ob es sich um „Near Zero”- oder „Low Emissions (A-D)”-Stahl handelt. Grundlage für die Schwellenwerte, die zur Klassifizierung des Stahls herangezogen werden, bildet die Treibhausgas-Intensität der produzierten Tonne warmgewalzten Stahls sowie der angegebene Schrotteinsatz. Im Rahmen einer so genannten „Gleitenden Skala (Sliding Scale)“ wird – analog zum Vorgehen der Internationalen Energieagentur – der weltweit begrenzten Verfügbarkeit von Stahlschrott Rechnung getragen, und die transformativen Anstrengungen auf Seiten der Primär- und Sekundärstahlroute werden in einer einheitlichen Skala abgebildet. Umrechnungsregeln, die im Regelbuch enthalten sind, ermöglichen eine Klassifizierung aller warmgewalzten Stahlprodukte unter Berücksichtigung ihrer Legierungszusammensetzung (mit Ausnahme von Edelstahl rostfrei). Perspektivisch soll das Regelbuch um zusätzliche Herstellungsprozesse (Block- und Strangguss sowie Schmiedeprodukte) erweitert werden. Um ein vollständiges Bild der Klimaauswirkungen des zertifizierten Produkts zu vermitteln, erfordert LESS, dass neben den Emissionen, die bei der eigenen Produktion bis zur Herstellung von warmgewalztem Stahl entstehen, auch die Emissionen abgebildet werden, die aus der Beschaffung und Nutzung von Energie resultieren (Scope 2), sowie die Emissionen aus der Herstellung von Vorprodukten (Scope 3 Up-stream (3U)). Die Anforderungen zur Berechnung der jeweiligen Zertifizierungsstufen sind im Regelbuch beschrieben.

Wichtig ist, dass LESS ein an tatsächlichen Prozessen und Reduktionen angelehnter Standard ist. Die Bilanzierung erfolgt auf Basis physischer Anrechenbarkeit von Maßnahmen in Produktionsanlagen eines Standortes. Die Herstellung des Stahls, der das LESS-Kennzeichen trägt, ist auch physisch mit den angegebenen Treibhausgas-Emissionen verbunden. Die Möglichkeit einer Massenbilanzierung ist nur in einer engen und klar definierten Grenze zugelassen. Hierzu zählt der Fall einer Teiltransformation innerhalb eines Produktionsstandortes. Der LESS-Ansatz setzt sich damit von anderen Ansätzen ab, die standortübergreifend die Bündelung von Emissionsreduktionen erlauben. Die strengen Bilanzierungsvorschriften sollen sicherstellen, dass vor allem transformative Anstrengungen unterstützt werden.

Darüber hinaus verlangt der LESS auch die Angabe des Product Carbon Footprints (PCF) oder des Global Warming Potential (GWP) entsprechend einer Umweltproduktdeklaration (EPD) des ausgelieferten Stahlfertigprodukts. Da momentan kein einheitlicher Standard zur Berechnung des Product Carbon Footprints vorliegt, erfolgt die Verifizierung des PCFs nach dem vom Kunden geforderten Standard (zum Beispiel: Greenhousegas-Protokoll (GHG), ISO 14064/14067, PAS 2050 bzw. GWP entsprechend EPD nach ISO 14025 und EN 15804). Zusätzlich zum PCF- oder GWP-Wert werden der Standard (z.B. GHG-Protokoll), wonach der PCF oder das GWP zertifiziert wurde, und die Zertifikatsnummer angegeben.

Die Kennzeichnung

Download: Anforderung an die LESS-Kennzeichnung

Das Klassifizierungssystem

Stahl, der die LESS-Kriterien für die Zertifizierung der höchsten Stufe erfüllt, gilt entsprechend der Definition der IEA als Near-Zero Stahl. Anders als im Vorschlag der IEA werden hier jedoch zusätzliche Emissionen aus dem Einsatz von Legierungsmitteln ausgewiesen, die großen Einfluss auf die Scope 3U Emissionen und damit auf die Beurteilung der gesamten Treibhausgasintensität des Produkts haben. Die Klassifizierungsstufen A-D werden – analog zum Ansatz der Internationalen Energieagentur – als Vielfaches aus der Near-Zero-Schwelle abgeleitet, um Technologieoffenheit zu gewährleisten. Berechnungen der Wirtschaftsvereinigung Stahl zeigen den hohen Ambitionsgrad: Die Stufe C kann nur durch den Wechsel auf Near-Zero Produktionstechnologien (z. B. Direktreduktions- (DR) Technologie oder Elektrolichtbogenofen EAF) und den teilweisen Einsatz von klimaneutraler Energie (Wasserstoff und Strom) erreicht werden. Im Laufe der Zeit werden Fortschritte in der Stahlproduktionstechnologie und -praxis sowie Versorgung mit treibhausgasarmen Energieträgern die relevanten Emissionen verringern. Infolgedessen wird mehr Stahl, der die anspruchsvolleren Werte der höheren Klassifizierungsstufen A bis C erfüllt, verfügbar sein.  

Einführung eines Kennzeichnungs- und Zertifizierungssystems
Im Jahr 2024 wird LESS etabliert, das von einem gemeinnützigen Verein getragen und verwaltet werden wird. Der Verein wird seinen Sitz in Brüssel haben und dokumentiert so seine internationale Anschlussfähigkeit. Kennzeichnungssystem und Label werden dazu dienen, die stufenförmigen Fortschritte auf dem Weg zur Klimaneutralität von Produkten, Standorten und Unternehmen transparent zu machen und einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass sich Märkte für emissionsreduzierte Grundstoffe und Produkte herausbilden. LESS unterstützt so die Transformation des gesamten Industriesektors und schafft zwischen Unternehmen, die sich nach dem Standard zertifizieren lassen, Vergleichbarkeit hinsichtlich ihrer Transformationsbemühungen.

Gründungsmitglieder des Vereins sind Stahlhersteller, unter anderem die Mitglieder der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Der Verein steht darüber hinaus allen Stahlproduzenten offen. Jedes Unternehmen der Stahlwertschöpfungskette und Stahlhändler sowie deren Organisationen kann assoziiertes Mitglied zu werden. Ein externes Expertengremium sichert die zielgerichtete und kontinuierliche Weiterentwicklung des Standards.

Die Zertifizierung nach LESS erfolgt durch eine externe Zertifizierungsstelle.

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