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Eine Fußgängerbrücke über den See im Ibirapuera-Park während der Dämmerung, mit silhouettenhaft erkennbaren Personen, darunter eine Person mit einem Fahrrad. Unter der Brücke spiegelt der ruhige See den Himmel, und mehrere Wasservögel sind zu sehen. Die Umgebung ist von Bäumen und einer ruhigen Parklandschaft geprägt. Download Publikation

Studie: Die Stahlindustrie am Scheidepunkt

München/Berlin, 16. Dezember 2024 | Eine aktuelle Studie der internationalen Strategieberatung Oliver Wyman und IW Consult, durchgeführt im Auftrag der Wirtschafts­vereinigung Stahl, unterstreicht die zentrale Rolle der Stahlindustrie für industrielle Netzwerke, gesamtwirtschaftliche Resilienz und einen starken industriellen Mittelstand. Sie liefert zudem fundierte empirische Befunde darüber, wie die Transformation der Stahlindustrie sowohl zur Erreichung der Klimaziele als auch zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit nachgelagerter Branchen beitragen kann. Die Ergebnisse der Studie basieren auf Analysen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, Expert:innen-Interviews und einer Befragung von 192 Stahlverwendern, die in 2024 durchgeführt wurde.

Die Befragungen und Analysen zeigen deutlich, dass der Stahlstandort Deutschland an einem entscheidenden Scheideweg steht. Die Ergebnisse machen klar, dass die Skepsis gegenüber einem erfolgreichen Transformationsszenario bei den Kunden der Stahlindustrie spürbar zugenommen hat. Ein Scheitern der Transformation hätte laut Befragungen gravierende Auswirkungen auf Investitionen und Beschäftigung in den stahlverarbeitenden Branchen.

Ergebnisse der Studie im Überblick:

Die Stahlindustrie in Deutschland ist unverzichtbarer Teil der erfolgreichen industriellen Netzwerke. Stahl aus Deutschland sichert strategische Unabhängigkeit und ist ein wesentlicher Faktor für gesamtwirtschaftliche Resilienz.

  • Auf die stahlintensiven Wertschöpfungsketten bestehend aus Stahlindustrie, stahlintensiven Abnehmern sowie Vorleistern, entfallen 23 Prozent (1.717 Mrd. Euro) des Produktionswerts, 17 Prozent (591 Mrd. Euro) der Wertschöpfung und 12 Prozent (5,5 Mio.) der Arbeitsplätze der deutschen Gesamtwirtschaft.
  • Vor allem der industrielle Mittelstand in Deutschland ist stahlintensiv: Etwa die Hälfte des Produktionswerts, der im Mittelstand erwirtschaftet wird, entfällt auf das „Wertschöpfungsnetzwerk Stahl“. Etwa zwei Mio. Menschen (Anteil 37 Prozent) arbeiten dabei in Bereichen, die „stahlintensiv“ sind.

Eine starke heimische Stahlindustrie sichert die Wettbewerbsfähigkeit vieler Stahlverarbeiter, gerade auch im Mittelstand.

  • Ergebnisse Unternehmensumfrage: Für 71 Prozent der Unternehmen prägt Stahl aus Deutschland das Label „Made in Germany“ maßgeblich mit.
  • Für 80 Prozent der befragten Unternehmen weist Stahl aus Deutschland geringere CO2-Emissionen aus als ausländischer Stahl.
  • Für 69 Prozent ist Stahl aus Deutschland wichtig für die Stabilität der Lieferketten.
  • 63 Prozent geben an, dass durch die hohe Verflechtung Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zielgerichtet durchgeführt werden können.

Über eine erfolgreiche Transformation kann dieser Vorteil weiter ausgebaut werden. Ein wachsendes Angebot an CO2-reduziertem Stahl ermöglicht Abnehmern, eigene Klimaziele zu erreichen und so das Kunden- und Zuliefernetzwerk weiter zu stärken.

  • 72 Prozent der befragten Stahl-Kundenunternehmen erwartet, durch die Transformation der Stahlindustrie den eigenen CO2-Fußabdruck zu reduzieren.  
  • Für 81 Prozent der befragten Experten sind „Grüner Stahl“ und Dekarbonisierung relevant für die eigene Industrie.
  • Investitionen in die Transformation der Stahlindustrie: Ein Euro an staatlicher Anschubfinanzierung löst – zusammen mit Eigeninvestitionen der Stahlunternehmen – 3 Euro an Produktionswert in den Zulieferindustrien aus.

Fehlende Rahmenbedingungen führen aktuell zu einer großen Verunsicherung, ob die Transformation gelingt. Ein Scheitern hätte tiefgreifende Konsequenzen für den Industriestandort Deutschland.

  • 70 Prozent des Stahlbedarfs der stahlintensivsten Industrien in Deutschland werden von deutschen und europäischen Herstellern gedeckt.
  • Nur 14 Prozent der befragten Unternehmen erwarteten gegenwärtig eine erfolgreiche Transformation, in der bis 2035 ein Großteil der jetzigen Primärstahlanalgen umgestellt werden kann.
  • Für 81 Prozent der befragten Experten sind zu hohe Energiepreise und zu knappe Verfügbarkeit potenzielle Auslöser für das Scheitern der Transformation.

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Portraitfoto von Susan Sass, Leiterin Kommunikation der Wirtschaftsvereinigung Stahl
Ansprechpartnerin Susan Saß Leiterin Kommunikation +49 151 62566730 susan.sass@wvstahl.de